Über den Trauerfall (3)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Leo Kirch, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Sein Leben
18.07.2011 um 12:51 Uhr von LindaLeo Kirch wurde als Sohn des Klempners und Nebenerwerbsweinbauern Robert Kirch und dessen Frau Katharina in Würzburg geboren und wuchs in Fahr am Main (heute Ortsteil von Volkach) auf. Er besuchte von 1932 bis 1940 die Volksschule in Fahr und anschließend von 1940 bis 1943 die Oberrealschule in Würzburg.
Im Juli 1943 wurde Kirch 17-jährig zur Flak eingezogen. Unter anderem war er an der Abwehr eines amerikanischen Bombenangriffes auf das fränkische Schweinfurt im Morgengrauen des 14. Oktober 1943 beteiligt. Im April 1945 desertierte er und kehrte nach Fahr zurück.
Nach dem Not-Abitur in Würzburg studierte er ab 1946 Mathematik und Physik an der Universität Würzburg. Im Juni 1950 wurde er der Universität verwiesen und begann danach ein Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg. Ab 1952 war er Assistent an der Universität München und befasste sich bevorzugt mit den elektronischen Medien. Im Juni 1958 wurde er an der HfWS Nürnberg promoviert; Thema seiner Dissertation war Der Einfluß des Raumes auf die Reichweite des Verkehrs.
Im Jahr 1954 heiratete Kirch seine Kommilitonin Ruth Weigand. Aus dieser Ehe ging 1957 der Sohn Thomas Kirch hervor. Dieser war 1988 einer der beiden Gründungsgesellschafter des Fernsehsenders ProSieben, der der Nachfolger von Eureka TV war.
Kirch galt als öffentlichkeitsscheu, jahrelang gab es nur ein einziges bekanntes Foto aus großer Entfernung. Leo Kirch litt an Diabetes mellitus und war infolge dieser Krankheit nahezu erblindet. Als weitere Folge musste ihm im Dezember 2007 der linke Fuß amputiert werden.
Leo Kirch starb am 14. Juli 2011 im Alter von 84 Jahren.
Quelle: wikipedia.org/wiki/Leo_Kirch
Der letzte öffentliche Auftritt:
18.07.2011 um 08:58 Uhr von LindaUnternehmer bis zum Schluss
18.07.2011 um 08:58 Uhr von LindaAbschied vom „Herrn der Filme“: Nach langer Krankheit stirbt Leo Kirch im Alter von 84 Jahren
MÜNCHEN. Die glitzernde Welt des Fernsehens schien eigentlich nie so recht zu Leo Kirch zu passen: Er scheute das Rampenlicht, agierte eher im Verborgenen. Doch der nun verstorbene Medienunternehmer prägte die Fernseh- und Medienlandschaft Deutschlands wie kaum ein anderer. Sein Name steht für den Aufbau eines Medienimperiums – und für eine der spektakulärsten Firmenpleiten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Aus eigener Kraft hat der Sohn eines fränkischen Winzers einen der mächtigsten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10 000 Beschäftigten aufgebaut. Doch im Frühjahr 2002 musste Kirch im Alter von 75 Jahren zusehen, wie sein Lebenswerk zerbrach: Die Kirch-Gruppe war pleite. Umwerfen ließ sich Kirch davon aber nicht. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen“, sagte der gläubige Katholik lakonisch und arbeitete in den folgenden Jahren trotz gesundheitlicher Probleme infolge von Diabetes aus seinem Münchner Stadtbüro weiter und mischte erneut in der Medienbranche mit. „Kirch ist bis zum letzten Atemzug Unternehmer“, sagte ein langjähriger Vertrauter einmal über ihn. Am Donnerstag starb Leo Kirch im Alter von 84 Jahren im Kreise seiner Familie.
Jahrzehntelang war Kirch die graue Eminenz der deutschen Medienlandschaft. Kirch galt als unersättlich, gewieft und risikobereit – eine Kombination, die nicht nur seine Gegner fürchteten. Auch in der Öffentlichkeit mischte sich die Bewunderung für den „Herren der Filme“ mit zunehmender Größe seines Konzerns mit einer Furcht vor einem übermächtigen „Big Brother“ aus Bayern. Wie bei kaum einem anderen deutschen Unternehmen war der Name des Gründers verknüpft mit dem seines Konzerns. Lange Zeit konnte er aus seinem Büro in der Firmenzentrale in Ismaning bei München ohne Kontrollmechanismen Milliarden bewegen und die deutsche Medienkonkurrenz in Angst und Schrecken versetzen. Sein Privatvermögen wurde auf über zehn Milliarden Euro geschätzt. Aber Kirch sagte damals bereits: „Ich habe kein Geld, ich habe Schulden.“
Durch seine Zurückhaltung in der Öffentlichkeit – lange Zeit gab es nicht einmal Fotos von dem Unternehmer – wurde der Mythos noch verstärkt. Einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte hatte Kirch im Mai 2008 als Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, mit dem er persönlich befreundet war. Die guten Kontakte Kirchs zu einflussreichen Politikern und großzügige Kredite der Banken trugen in Kirchs besten Jahren zum Eindruck des machtbesessenen Medienmoguls bei. „Wenn Leo Kirch in Schwierigkeiten kommt, freut sich halb Deutschland“, schrieb der Medienwissenschaftler und SPD-Politiker Peter Glotz im Juni 1998 über den „ungeliebten Tycoon“. Damals war die Fusion des Digitalfernsehens DF1 mit Premiere untersagt worden – für Kirch eine schwere Niederlage.
Bis zuletzt schaffte es Kirch nicht, mit seinem Traum vom Bezahlfernsehen Geld zu machen. Am Ende wurden ihm die Milliardeninvestitionen in seinem Abo-Sender Premiere und das waghalsige Engagement in der Formel 1 zum Verhängnis. Wie ein Kartenhaus brach sein Imperium im Frühjahr 2002 zusammen. Kirch verabschiedete sich damals in einem Brief von den Mitarbeitern, dankte ihnen für die treue Zusammenarbeit und wünschte Ihnen „Gottes Segen“.
Aber Kirch hat trotz der Pleite viel Bleibendes hinterlassen. Seine Firmengruppe wurde unter neuen Besitzern aufgeteilt und existiert größtenteils noch immer, die meisten Beschäftigten konnten ihre Jobs behalten. Für die Insolvenz machte Kirch den früheren Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer verantwortlich, der sich in einer kritischen Phase öffentlich über die Kreditwürdigkeit der Kirch- Gruppe geäußert hatte. Kirch überzog Breuer und die Deutsche Bank mit Klagen, in denen er milliardenschweren Schadenersatz forderte. Im März trafen die beiden in einem Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht erstmals aufeinander. Kirch saß nach jahrelanger Krankheit im Rollstuhl, machte dabei aber einen fast vergnügten Eindruck.
Seinen Geschäftssinn hatte Leo Kirch bereits im Alter von 29 Jahren bewiesen. Damals sicherte er sich mit geliehenem Geld in Italien die Rechte an dem Filmklassiker „La Strada“. In den Jahren darauf wurde er zu einem der wichtigsten Zulieferer der Filmbranche in Europa. Neben der größten Spielfilm-Sammlung mit weit über 10 000 Titeln sowie rund 40 000 Stunden Serien gehörten ihm bis zur Insolvenz die Fernsehsender Pro 7, Sat.1, N24 und DSF.
Zusätzlich sicherte sich Kirch für Milliarden die Übertragungsrechte an Fußball-Weltmeisterschaften. Bei der WM 2010 wollte der 83-Jährige, inzwischen schon fast blind, noch einmal mitmischen. Seinen Plan für schwimmende Luxushotels in den Häfen der südafrikanischen WM-Städte Durban und Port Elisabeth blies er kurz vor Beginn aber mangels Nachfrage ab. Leo Kirch blieb zwar bis zuletzt Unternehmer – aber nicht mehr um jeden Preis.
| 15. Juli 2011 | dpa