"Loriot", Vicco von Bülow

"Loriot", Vicco von Bülow

* 12.11.1923
† 22.08.2011
Erstellt von Redaktion VRM Trauer
Angelegt am 24.08.2011

Über den Trauerfall (3)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an "Loriot", Vicco von Bülow, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

„Die Zuschauer sollen lachen“ – Aussagen von Loriot

23.08.2011 um 14:35 Uhr von Linda

23. August 2011 | dpa

Der Humorist Loriot alias Vicco von Bülow redete humorvoll über sich und die Welt. Eine Auswahl von Zitaten Loriots über sein Leben und sein Werk:

„Eigentlich bin ich Opa Hoppenstedt – das Alter, das Befinden, das Aussehen, alles trifft zu.“ (über sich, bei der Eröffnung einer Loriot-Ausstellung im Berliner Film- und Fernsehmuseum 2008)

„Wenn ich alt und klapprig bin und keinen Gedanken mehr im Kopf habe und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, dann höre ich auf.“ (über das Alter und das Aufhören im Beruf)

„Die berufliche Frage ist bei mir eigentlich nie ganz gelöst worden.“ (zu seinen vielen verschiedenen Aktivitäten)

„Ganz nah an der Wirklichkeit und doch einen halben Schritt daneben sein (...) Ich zeige ja allzumenschliche Dinge, die wirklich jedem passieren und einen großen Wiedererkennungswert haben. Darüber hinaus muss man wach bleiben, nichts als selbstverständlich hinnehmen und sich über alles wundern.“ (eine Beschreibung seiner Kunst)

„Warum sind Humoristen, Satiriker, eben dies ganze Volk, warum sind die im Privatleben nicht komischer als andere? Nun, das liegt einfach daran, dass Humorist genauso ein Beruf ist wie zum Beispiel Sänger oder Politiker (...) Die Tätigkeit eines Humoristen ist eine sehr nachdenkliche Arbeit am Schreibtisch, die ungeheure Konzentration verlangt.“ (über die Arbeit des Humoristen)

„Ich gehe kaum spazieren, wandere selten und gucke eigentlich nur aus dem Fenster.“ (auf die Frage, ob er sich als ehemaliger Hochleistungssportler noch körperlich betätigt)

„Frauen und Männer passen eigentlich nicht zusammen.“ (einer seiner Lieblingssprüche)

„Natürlich haben die Deutschen genauso viel Humor wie jedes andere Volk auch. Nur ordnen sie das Komische auf ihrer Werteskala ganz woanders ein. Der Komiker ist ganz weit unten. Der Tragöde ist ganz oben.“ (über den Rang des Humors in Deutschland)

„Auch muss deutlich gesagt werden, dass ein perfekter Werbeblock im Fernsehen seine Wirkung verfehlt, wenn er alle paar Minuten von einem unverständlichen Spielfilmteil unterbrochen wird.“ (über die Nachteile des Fernsehens)

„Es wird in keinem meiner Filme irgendwo gelacht, nirgendwo. Lachen sollen die Zuschauer.“ (über Humor in seinen Filmen)

23.08.2011 um 14:21 Uhr von Linda
Foto 2 für "Loriot", Vicco von Bülow

Loriot mit 87 Jahren gestorben

23.08.2011 um 12:27 Uhr von Linda

BERLIN/AMMERLAND. Der Komiker, Zeichner und Schriftsteller Vicco von Bülow (Loriot), aufgenommen am 03.04.2006. Deutschlands berühmtester Humorist ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Archiv-Foto: dpa Deutschlands berühmtester Humorist, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, starb am Montag mit 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See, wie der Diogenes Verlag mitteilte. Loriot sei zu Hause „sanft entschlafen“, sagte Diogenes-Sprecherin Ruth Geiger.

Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär - etwa der Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous oder der Cartoon „Herren im Bad“ („Die Ente bleibt draußen“). Auch seine beiden Kinofilme „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ begeisterten Millionen Menschen.

Die Familie habe den Schweizer Diogenes-Verlag gebeten, die Öffentlichkeit zu informieren, sagte Verlagssprecherin Geiger. Eine ergänzende Stellungnahme der Angehörigen sei nicht geplant. „Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt“, sagte die Verlagssprecherin. Der Termin wurde von Geiger nicht genannt. „Die Familie möchte dies nicht.“

Loriot wurde zunächst mit Knollennasenmännchen in Zeitschriften-Cartoons bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche, etwa in der ARD-Serie „Loriot I-VI“ in den 70er Jahren, hinzu. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner bereits 2007 gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.

Loriot schrieb legendäre Dialoge von Männern und Frauen, die seiner schlitzohrigen Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen, etwa über das weich- oder hartgekochte Frühstücksei. Außerdem machte er den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte unsterblich: Erwin Lindemann (vom Schauspieler Heinz Meier dargestellt), der „seit 66 Jahren“ Rentner ist und vor einem Fernsehteam völlig verwirrt seinen Plan verkündet, mit seiner Tochter und dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen.

You-Tube-Kanal Viele Sketche und Auftritte von Loriot gibt es in einem eigenen Videokanal auf Youtube.

Populär wurde auch das Zeichentrickpärchen Wum und Wendelin in der Fernsehshow „Der große Preis“ mit Wim Thoelke. Auch im Kino hatte Loriot, der als Künstlername die französische Bezeichnung für das Wappentier der Familie Bülow (Pirol = loriot) wählte, großen Erfolg. Sein Kinodebüt „Ödipussi“ (1988) zählt zu den meistgesehenen Kinofilmen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem 1991 die grandiose Rentner-Posse „Pappa ante portas“ folgte. Seine gesammelten Werke als Zeichner und Humorist erschienen im Diogenes Verlag (Zürich).

Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, die Goldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Loriot war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammenden Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den „Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung“ oder „Deutschlands komischste Figur“.

Zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2008 war im Berliner Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz die bis dahin umfassendste Loriot-Retrospektive zu sehen. Quelle: dpa