Günther Metzger

Günther Metzger

* 23.01.1933 in Heppenheim
† 18.08.2013
Erstellt von Redaktion VRM Trauer
Angelegt am 21.08.2013

Über den Trauerfall (5)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Günther Metzger, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauerfeier – Darmstadt nimmt mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche Abschied von Günther Metzger

20.08.2013 um 16:47 Uhr von Linda
Von Harald Pleines
 
Mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche, bei dem nur wenige Plätze frei blieben, haben am Mittwoch Familie, Freunde, Bekannte und Wegbegleiter Günther Metzgers gedacht. Der frühere Oberbürgermeister war am Sonntag vor einer Woche im Alter von 80 Jahren nach einem Herzinfarkt verstorben.
 

„Es ist ein Mensch von uns gegangen, den viele von uns liebten und dem wir viel verdanken.“ Mit diesem Satz gab Pfarrer Andreas Klein aus Traisa den Tenor des Gottesdienstes vor, mit dem Darmstadt Abschied von Günther Metzger nahm. Nicht Trauer stehe im Vordergrund, sondern Dankbarkeit.

 

 

Der Pfarrer fragte sich, was für eine Prägung Metzger wohl ausgemacht habe und antwortete sich selbst: „Protestantische Arbeitsdisziplin? Nein, er war nicht calvinistisch. Vom Wein trank er stets den besten. Ein Preuße? Nein, ein Hesse durch und durch. Er habe gern gelebt, gekocht, Frau, Kinder und Freunde um sich gehabt.“

 

Schwere Zeiten im Zweiten Weltkrieg

 

Der Verstorbene sei durch ein einziges Attribut nicht zu kennzeichnen, sagte der Pfarrer aus seinem Wohnort und kam zum Ergebnis, dass es schwere Zeiten mit traumatischen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg, aber auch viel Gutes danach waren, die Metzger prägten.

 

Am 23. Januar 1933, eine Woche vor Hitlers Machtergreifung, wurde Günther Metzger geboren. Sein sozialdemokratischer Vater, der bei der Geburt dabei sein wollte, kam zu spät von einer SPD-Parteiveranstaltung nach Hause, sagte Klein. Metzgers innere Haltung sei von der Sozialdemokratie und dem religiösen Sozialismus geformt worden.

 

Der Krieg, in dem der Junge von Groß-Umstadt aus den Angriff auf Darmstadt erlebte und die Situation, in der ein Freund neben ihm erschossen wurde, er selbst sich unter einen Eisenbahnwagen retten konnte, hätten zwei nachhaltige Eindrücke vermittelt: der Schrecken des Krieges und das Geschenk des Lebens. Zusammen mit Erlebnissen des jungen Jura-Studenten 1953 in Berlin, wo er Zeuge der Niederschlagung des Volksaufstandes wurde, hätten Metzger ein tiefes Wissen eingepflanzt, „wie es nicht mehr werden soll“.

 

Das politische Engagement des Rechtsanwalts habe ihn von der Kommunalpolitik schnell in den Bundestag gebracht, wo er den Wahlkreis Darmstadt von 1969 bis 1976 vertrat. Aus Rücksicht auf seine schwer erkrankte Frau, mit der er 54 Jahre verheiratet war, habe er aber auf eine erneute Kandidatur verzichtet und sei nach Darmstadt zurückgekehrt.

 

„Man kann nicht genug Freunde haben“

 

„Nach einem harten Ringen in den eigenen Reihen“, so der Pfarrer, sei Metzger 1981 zum Oberbürgermeister gewählt worden. Diesen Abschnitt stellte Klein unter Metzgers Credo, man könne im Leben nicht genug Freunde haben. Daraus hätten die vielen, von Metzger angestoßenen Städtepartnerschaften resultiert, aber auch sein Engagement im Kuratorium des Deutschen Polen-Instituts und für den Bau der Neuen Synagoge. Sein Amt als Heinerfest-Präsident und die Förderung der Kultur, die ihm sehr am Herzen gelegen habe, seien weitere Facetten gewesen.

 

Im Ruhestand, in dem er aber als Rechtsanwalt weiter arbeitete, („teils auch als Versöhner und Friedensstifter“), habe Metzger endlich viel Zeit seiner Ehefrau und Familie widmen können– zum Beispiel mit vielen Reisen oder dem Fußmarsch entlang des gesamten Jakobswegs.

 

Auf Wunsch der Familie gab es bei dem Gottesdienst mit viel viel kommunalpolitischer Prominenz keine weiteren Reden.

 

Die Feier wurde musikalisch begleitet von Tilman Hoppstock (Gitarre), Christian Roß an der Orgel und dem Konzertchor Darmstadt unter Leitung von Wolfgang Seeliger. Aart Veder, Schauspieler am Staatstheater, trug Texte vor.

 

//www.echo-online.de/region/darmstadt/Ein-Mensch-dem-wir-viel-verdanken;art1231,4237585

Partsch: Ein Verlust für die Stadt

20.08.2013 um 16:43 Uhr von Linda

 

19. August 2013 Von ono

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch hat der Familie Günther Metzgers gestern sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt. „Darmstadt lag Günther Metzger zeitlebens am Herzen. Er war einer der Politiker unserer Stadt, die die Nachkriegsgeschichte Darmstadts mit geprägt haben. Zuletzt öffentlich aufgetreten ist er auf dem Heinerfest, hier war er zuhause und in seinem Element. Darmstadt hat Günther Metzger viel zu verdanken. Sein Tod ist ein großer Verlust für unsere Stadt“, sagte Partsch.

 

Auch die Sozialdemokraten trauern um Metzger. „Mit seinem Tod verliert die Darmstädter SPD eine starke Persönlichkeit und ich persönlich einen Ratgeber“, sagte die Darmstädter SPD-Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries. „Er war bis zum Schluss politisch aktiv und hatte ein starkes Interesse an aktuellen Entwicklungen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hanno Benz.

 

//www.echo-online.de/region/darmstadt/Partsch-Ein-Verlust-fuer-die-Stadt;art1231,4211102

20.08.2013 um 16:37 Uhr von Linda
Foto 3 für Günther Metzger

Zur Person: Günther Metzger

20.08.2013 um 16:12 Uhr von Linda

 

19. August 2013 Von ono

Günther Metzger, Sohn des ersten Darmstädter Nachkriegsoberbürgermeisters Ludwig Metzger, wurde 1933 in Heppenheim geboren. 1956 trat der studierte Jurist in die SPD ein, von 1969 bis 1976 war er Bundestagsabgeordneter, ab 1972 Stellvertreter des Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner.

 

Anschließend arbeitete er in seinem Beruf als Rechtsanwalt. Von 1981 bis 1993 amtierte er als Oberbürgermeister Darmstadts. Danach wurde er Heinerfestpräsident.

In seiner Heimatstadt ist Metzger vor allem als unermüdlicher Beschaffer neuer Schwesterstädte in Erinnerung. Jenseits von Darmstadt dagegen, vor allem in der hessischen SPD, hat man seinen jahrzehntelangen, zumeist gegen die Parteiräson geführten Kampf gegen Jusos, Grüne und Linke in Erinnerung – die einen empfanden Metzger als standfest, die anderen als stur.

 

//www.echo-online.de/region/darmstadt/Zur-Person-Guenther-Metzger;art1231,4210521

Der frühere Oberbürgermeister Günther Metzger ist tot

20.08.2013 um 16:34 Uhr von Linda

 

Politik, Jurisprudenz, starker Wille – gewissermaßen lag es in der Familie

 

Günther Metzger ist tot. Der frühere Darmstädter Oberbürgermeister, der zudem den Wahlkreis Darmstadt von 1969 bis 1976 im Bundestag vertreten hatte, ist am Sonntag gestorben. Metzger wurde achtzig Jahre alt.

 

19. August 2013 Von Klaus Honold DARMSTADT.

Politik, Jurisprudenz, starker Wille – gewissermaßen lag es in der Familie. Geradlinigkeit und Durchsetzungsfähigkeit, das hatte schon Günther Metzgers Vater ausgezeichnet, Ludwig Metzger, den die Amerikaner 1945 zum ersten Oberbürgermeister Darmstadts nach der Nazizeit eingesetzt hatten, der danach als hessischer Schulminister wirkte – Ämter, in denen es galt, den Weg in die Demokratie zu ebnen.

 

Repräsentant des rechten SPD-Flügels

Der Sohn, Günther Metzger, war in die Diktatur hineingeboren worden, am 23. Januar 1933, eine Woche vor Hitlers Machtergreifung. Der Vater hatte seit 1930 der SPD angehört. Diese Richtung nahm auch der Sohn; 1956 trat Günther Metzger den Sozialdemokraten bei. Ab 1962 arbeitete er als Rechtsanwalt, ab 1964 im Rat seiner Heimatgemeinde Trautheim und im Kreistag. Bald schon ging es nach Bonn, wo es der ehrgeizige Südhesse zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion brachte. Wichtiger noch – im Bundestag, aber nicht nur dort, repräsentierte Metzger den rechten Flügel der SPD, die sich als „Seeheimer Kreis“ zusammenfand.

 

Als 1981 Darmstadts seinerzeit überaus populärer Oberbürgermeister Heinz Winfried Sabais starb, setzte sich Metzger nach heftigem innerparteilichen Kampf als dessen Nachfolger durch. Als Verlierer schied damals Peter Benz vom Feld, der zwölf Jahre später – eine eigenwillige Pointe – Metzger im Amt beerbte. Metzger kam mit 48 Jahren ins Rathaus, und er war willens, das Haus und die Stadt entschlossen zu regieren.

 

Die „klare Kante“, von der heute in der SPD so oft die Rede ist, bei Günther Metzger brauchte man sie nicht zu suchen. Klare Kante hieß bei ihm: die Welt in Freunde und Feinde zu scheiden und die Auseinandersetzung mit offenem Visier zu betreiben. Vor allem in seiner ersten Amtszeit hatte er damit die meisten Darmstädter auf seiner Seite. Auch seine leutselige Art, wie sie beim Grenzgang und bei Festen zu erleben war, kam an. Später dann trat ein anderer Wesenszug in den Vordergrund – die Sturheit. Metzger verhedderte sich in Fehden, in langwierig ausgetragene Gerichtsverfahren, und er focht sie aus bis zum Schluss.

 

Metzger pflegte eben seine Feindschaften wie seine Freundschaften. Er konnte herzlich sein – und gleichermaßen unversöhnlich. Zu den Freundschaften zählen jene, die er gewissermaßen amtlich schloss: die Städtepartnerschaften, die Darmstadt mit einem beispiellos großen Kranz europäischer Schwestern umgaben, ein kaum zu überschätzendes Gut.

Niemals vom Weg abweichen

Dasselbe gilt für die Neue Synagoge, deren Bau Metzger gegen manchen Widerstand – meist hinter vorgehaltener Hand geäußert – durchgesetzt hat. Am 9. November 1988, fünfzig Jahre nach der Zerstörung auch der Darmstädter Synagogen, wurde sie eingeweiht; ein Zeichen, dass jüdische Bürger in dieser Stadt auf Dauer willkommen sind und ein Zuhause haben. Ein Geschenk der Stadt, wie es damals hieß, war das Gotteshaus allerdings nicht; die Jüdische Gemeinde musste sich an der Finanzierung beteiligen.

 

Im Vergleich dazu ist mancher Streit, der einst die Stadt aufregte, verblasst. Für Bürgerinitiativen – etwa jene, die die Heag-Hallen als Stadtbibliothek und Kulturzentrum erhalten wollten – hatte Metzger ebenso wenig übrig wie für die Grünen. Und den Mitarbeitern seiner Verwaltung war er ein strenger, nicht immer gerechter Chef. Das Herrische seines Temperaments und seine Überzeugung, niemals von einem einmal eingeschlagenen Weg abzuweichen, ließen es allmählich um Günther Metzger einsamer werden.

 

Als er mitteilte, dass er für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehen werde, nahmen das viele in seiner Partei und nicht wenige Bürger mit Erleichterung auf. Am 24. Juni 1993 räumte Metzger den Schreibtisch für seinen Nachfolger, Peter Benz. Er schied in Verbitterung und verbat sich lobende Worte zum Abschied.

Es folgten zwanzig Jahre, in denen Metzger sich ganz seinen Hobbys – Bergsteigen und Langstrecken-Wandern – sowie seiner Familie widmen konnte. Wer ihn in dieser Zeit privat erlebte, der nahm dann auch dankbar zur Kenntnis, dass sich zaghaft eine gewisse Altersmilde einstellte. Wie auch immer man Metzgers Zeit als Darmstädter Oberbürgermeister beurteilt – bewegende Jahre waren es allemal.

 
//www.echo-online.de/region/darmstadt/Der-fruehere-Oberbuergermeister-Guenther-Metzger-ist-tot;art1231,4210042