Thilo Koch

Heute – 150 Wochen ohne Dich –
 
Regen-Sonne-Kälte-Wärme-Hitze-wieder Kälte. Aprilwetter. Aber schön grün ist es, siehst Du es auch? Klar, was für ne Frage, natürlich siehst Du es. Ach Thilo. Du fehlst mir so. Der Flieder blüht, jetzt schon. Sonst immer erst Anfang Mai. Weißt Du noch
Du fehlst mir, Thilo.
 

Heute – 149 Wochen ohne Dich –

Herzen für MONI Teil 15

Du fehlst mir beim Abendessen. Ohne Dich macht es keinen Spaß. Wie auch. Keiner da zum Reden. Gedankenverloren schmiere ich mir mein Brot. Käse. Ich denke, heute gibt es Käse. Ich öffne die neue Packung und halte inne. Hey ! Was ist denn das ? Wie sehen die denn aus ? Die Löcher im Käse sind ein Herz. Gleich in der ersten Scheibe, oh wie schön !!! Ich lächele. Ach Thilo. Du weißt, das Du mir lieber wärst. Aber ich freue mich auch über Herzen im Käse.

Du fehlst mir, immer.

Heute – 148 Wochen ohne Dich –

Bin bei einer Freundin vorgefahren, auf der Straße stehen geblieben und wollte nur kurz was abgeben. Es war im Sommer letzten Jahres. Den Schlüssel hatte ich noch im Auto stecken lassen. Zufällig ist sie im Garten und bittet mich, doch mal runter zu kommen. Ich gehe von der Beifahrerseite nochmal rein und ziehe schnell den Schlüssel ab, ehe ich mich zu ihr begebe. Wir reden kurz, es ist Wochenende und sie frühstückt gerade draußen mit ihrem Mann. Und dann ist da plötzlich dieses Rauschen. „Oh Gott !!!! Mein Auto!!!!“ rufe ich völlig entsetzt. Durch die Rosen hindurch sehe ich, wie mein roter Audi rückwärts die Hauptstraße runterrollt, Handbremse nicht feste genug angezogen und wahrscheinlich kein Gang drin. Es ist so unglaublich. Und es ist unglaublich, wie viele Gedanken einem doch in den Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf jagen. Über den Jägerzaun springen, mein erster Gedanke, geht nicht, bin zu klein, werde ich hängen bleiben, also bleibt nur wieder hoch laufen, zurück zur Eingangstür, ich laufe hoch, mein Auto fährt runter an mir vorbei, es ist so absurd, es ist zeitlich nicht zu schaffen, das Auto wird immer schneller werden, so schnell kann ich gar nicht hinterher laufen und als ich oben an der Eingangstür angekommen bin und schon sehe, wie ein Auto womöglich um die Kurve fährt und direkt in mein Auto knallt, irgendein Kind womöglich überfahren werden könnte oder ein LKW die Hauptstraße hochkommt ist das Einzige was ich nur noch machen kann, laut zu schreien

„Thiiiiiiiloooooo !!!!!!“

Und das habe ich gemacht, ohne zu viel zu denken. Das kam einfach so aus mir heraus. Und dann passiert das wirklich Unglaubliche: Mein roter Audi schlägt um 90° die Lenkung ein und überquert nun immer noch rückwärts die komplette Hauptstraße, ich schnappe nach Luft und glaube, mir bleibt das Herz gleich stehen, wie geht das?? Da ist eine Straßenlaterne, da ist ein Schild und zu guter Letzt ist da auch noch ein Baum und eine kleine Böschung. Wogegen wird der jetzt knallen und vor allem was passiert da überhaupt? Gekonnt fährt das Auto zwischen Straßenlaterne und mit etwa 2cm Abstand neben dem Schild die Böschung hoch, rollt bis kurz vor den Baum aus, aber nicht dagegen, rollt langsam wieder runter und bleibt dezent auf dem Bürgersteig stehen. Thilo am Steuer. So wie immer. DU liebst es, rückwärts an engen Stellen vorbei zu fahren, DU kannst das, ich habe da früher schon immer die Luft angehalten. Ich glaube, ich stehe unter Schock. Ich zittere total. Die beiden anderen starren ungläubig auf den roten Audi. Die Freundin flüstert ergriffen „Thilo ist da“. Das ist für mich nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Ich falle ihr heulend in die Arme. „Der ist doch immer da !!!“

Voilà, Moni -jetzt kannst Du übernehmen.

Du machst mich fertig, Thilo. Absolut fertig. Danke. Ein so riesiges DANKE.

Heute – 147 Wochen ohne Dich –

Bei LePetit auf dem Sofa piepst es. Der Akku vom Handy ist leer. Dein Handy. „Na LePetit?“ spreche ich das Schaf auf dem Sofa an, „kannste nicht mehr telefonieren? Komm, gib her, ich lade es Dir.“ In Deiner Schublade in der Küche liegt Dein Ladegerät. Deine Räuselschublade, wie ich immer gesagt habe. Hole das Ladekabel raus, stecke es ein und lege das Handy ab. Dann wende ich mich wieder meiner Arbeit zu, die ich eben gerade unterbrochen habe.

Irgendwann bin ich fertig und komme in die Küche. Da liegt Dein Handy genau dort, wo Du es immer zum Laden hingelegt hast, genauso ausgerichtet, wie Du es immer hingelegt hast und mein erster Gedanke ist ein völlig begeistertes absolut euphorisches - Thilo ist da! - „Thiiiilo !!!!“ schreie ich. Um noch beim „o“ von Thilo angekommen schon zu wissen, nein.

NEIN.

Da ist kein Thilo. Und es wird schwarz.

Wie schaffe ich das nur ? Wie ist das nur möglich ??? Ich glaubte, zu wissen, das Du tot bist. Ich dachte wirklich, ich habe es kapiert. Nach fast 3 Jahren. Aber irgendwas in mir hat es wohl immer noch nicht verstanden. Irgendwas in mir hat in dem Augenblick, wo ich Dein Handy in der Küche liegen sehe, in einer Art und Weise, wie es IMMER so da gelegen hat, absolut geglaubt, Du MUSST da sein! Ach Thilo, das ist so schrecklich. Dieses Gefühl, wenn es einem klar wird, das man sich total irrt. Und vorher dieses euphorische Hochgefühl, die übermäßige Freude und dann dieser Fall. Ins Tiefe, ins Bodenlose.

Du fehlst mir so sehr, Thilo.

Heute – 146 Wochen ohne Dich + 6 Tage ohne Dich –

Ostern 2024

Ich will kein Ostern, ich will gar nix.

Du fehlst mir, Thilo.

Immer. IMMER.

Und immer zu viel.

Ich vermisse Dich so sehr.